Linguisten ordnen das Türkische der Sprachfamilie der Turksprachen zu. Und hier sei eine kleine Zwischenfrage erlaubt: Was ist eine Sprachfamilie? – Unter Sprachfamilien versteht man Gruppen von Sprachen, die miteinander (mit großer bzw. größter Wahrscheinlichkeit) verwandt sind.
Die Untersuchung der Sprachfamilien begann man Ende des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit beschäftigte die Sprachforscher die Frage, ob es nicht eine gemeinsame Ur-Sprache der Menschheit gegeben habe. Und so hat man begonnen, Sprachen zu untersuchen und auf gemeinsame historische Ursprachen zurückzuführen. Als Beispiel dürfte Ihnen die Gruppe der romanischen Sprachen bekannt sein. Als gemeinsame „Elternsprache“ dieser Gruppe hat man Latein identifiziert. Aus dieser Sprache entwickelten sich die „Tochtersprachen“ Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Rumänisch – um nur die größten unter ihnen zu nennen.
Nun aber zurück zu Türkisch als Mitglied der Familie der Turksprachen: Man zählt 40 verschiedene Sprachen zu dieser Familie, die alle mehr oder weniger eng miteinander verwandt sind. Diese Sprachen sind verbreitet vom Balkan bis nach China. Innerhalb der Gruppe der Turksprachen ist Türkisch – gemessen an der Anzahl seiner Sprecher – mit fast 70 Millionen die größte Sprache. Von diesen 70 Millionen Sprechern leben 58 Millionen in der Türkei, wo Türkisch natürlich den Status der Amtssprache innehat. Daneben ist Türkisch auch noch auf Zypern Amtssprache und wird dort von fast 200.000 Menschen gesprochen. Neben diesen beiden Ländern, in denen Türkisch die Amtssprache ist, leben Muttersprachler im ganzen Balkangebiet, in Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan, Aserbaidschan, im Iran und im Irak. Auch in Deutschland lebt eine große Gruppe Menschen, deren Muttersprache Türkisch ist. Ihre Zahl beläuft sich auf fast zwei Millionen Sprecher.
Warum ist es wichtig für Sie als Lerner zu wissen, dass Türkisch zur Familie der Turksprachen gerechnet wird? Da Ihre Muttersprache – das Deutsche – zu einer ganz anderen Sprachfamilie zählt, hat das Folgen für Ihren Lernprozess. Sie müssen beim Türkisch-Lernen immer wieder umdenken und sich von Anfang an einprägen, wie die Struktur des Türkischen sich von der Struktur des Deutschen unterscheidet. Sie finden im Folgenden eine Grammatik, die versucht, die beiden Sprachen kontrastiv einander gegenüberzustellen. Immer wieder versuchen wir, Ihnen die Unterschiede zwischen den beiden Sprachen aufzuzeigen und verständlich zu machen.
Das herausragende Kennzeichen der Turksprachen ist ihr agglutinierender Sprachbau: Was man hierunter versteht und wie sich agglutinierende Sprachen wie das Türkische von flektierenden Sprachen wie dem Deutschen unterscheiden, erfahren Sie im nächsten Kapitel.