Wenn man im Türkischen ein Besitzverhältnis oder eine Zugehörigkeit ausdrücken möchte, so muss man an das Substantiv eine besitzanzeigende Endung (die sogenannte Possessivendung) anfügen. Dieses Verfahren alleine reicht aus, um Besitz und Zugehörigkeit auszudrücken. Wenn aber der Besitzer besonders betont und hervorgehoben werden soll, so kann man dem Substantiv auch noch ein Possessivpronomen voranstellen.
Bitte versuchen Sie dieses Prinzip anhand der nachfolgenden Beispiele nachzuvollziehen und zu verstehen. Hier müssen Sie vom Deutschen her umdenken, denn so etwas kennen Sie bisher aus Ihrer Muttersprache noch nicht.
BEISPIELE für Possessivendungen im Türkischen:
fikir
die Idee
fikrim*
meine Idee
benim fikrim*
meine Idee [betont]
fikrin
deine Idee
senin fikrin
deine Idee [betont]
fikri
seine Idee
onun fikri
seine Idee [betont]
fikrimiz
unsere Idee
bizim fikrimiz
unsere Idee [betont]
fikriniz
eure Idee
sizin fikriniz
eure Idee [betont]
fikirleri*
ihre Idee
onların fikirleri*
ihre Idee [betont]
*Bitte beachten Sie: Hier zeigen wir Ihnen eine Ausnahme, denn beim Wort fikir fällt das -i zwischen den beiden Konsonanten weg, wenn eine Endung angefügt wird. Aus diesem Grund ist es auch kein Tippfehler, dass meine Idee mit fikrim übersetzt wurde. In der 3. Person im Plural aber scheint das -i wieder auf und die Übersetzung für ihre Idee lautet fikirleri. Weitere solche Beispiele sind burun/burnu (dt. die Nase/seine Nase), ağız/ağzı (dt. der Mund/sein Mund) oder resim/resmi (dt. das Bild/sein Bild).
In dieser Tabelle haben Sie jetzt schon mal einen ersten Überblick über die besitzanzeigenden Endungen bekommen, die an das Substantiv angehängt werden. Ehe Sie selbst anfangen diese Endungen an Substantive anzuhängen, sollten Sie aber zuvor noch einige Regeln der Lautlehre im Türkischen wiederholen. Das Anfügen der Possessivendungen folgt nämlich dem Prinzip der großen Vokalharmonie. Ebenso müssen Sie dabei den Konsonantenwandel beachten. Wir haben hier für Sie einen Überblick über die angefügten Endungen zusammengestellt.
Die Bildung der Possessivendungen im Türkischen nach der großen Vokalharmonie
Vokal in der Endsilbe
Possessivendung
helle Vokale
e und i
→
mein: -(i)mdein: -(i)nsein: -i/-siunser:-(i)mizeuer: -(i)nizihr: -leri
ö und ü
mein: -(ü)mdein: -(ü)nsein: -ü/-süunser: -(ü)müzeuer: -(ü)nüzihr: -leri
dunkle Vokale
a und ı
mein: -(ı)mdein: -(ı)nsein: -ı/sıunser: -(ı)mızeuer: -(ı)nızihr: -ları
o und u
mein: -(u)mdein: -(u)nsein: -u/suunser: -(u)muzeuer: -(u)nuzihr: -ları
Erklärungen zu dieser Tabelle:Um dieses Schema zu verstehen, bedarf es sicher einiger Erklärungen: Wenn Sie im Türkischen ein Suffix an ein Substantiv anfügen wollen, so müssen Sie sich immer den Vokal in der Endsilbe des Substantivs anschauen und feststellen, ob es sich um einen hellen (e,i,ö,ü) oder einen dunklen (a,ı,o,u) Vokal handelt. Sowohl innerhalb der hellen als auch der dunklen Vokale unterscheidet man dann nochmals zwei Gruppen. Wenn Sie nun eine Possessivendung an ein Substantiv anfügen, so richtet sich der Vokal in der angefügten Endung nach dem Vokal in der Endsilbe.
Wenn der letzte Buchstabe der Endsilbe eines Substantivs ein Konsonant ist, so wird der in Klammern geschriebene Vokal noch dazugenommen.
Um Ihnen die Bildung der Substantive mit einer besitzanzeigenden Endung zu verdeutlichen finden Sie hier konkrete Beispiele:
BEISPIELE
Vokal in Endsilbe
Possessivendung (bei Endung auf Konsonanten)
Possessivendung (bei Endung auf Vokal)
e oder i
meine Blume: çiçeğim*deine Blume: çiçeğinseine Blume: çiçeğiunsere Blume: çiçeğimizeure Blume: çiçeğinizihre Blume: çiçekleri**
mein Kaffee: kahvemdein Kaffee: kahvensein Kaffee: kahvesiunser Kaffee:kahvemizeuer Kaffee: kahvenizihr Kaffee: kahveleri
ö oder ü
meine Brille: gözlüğüm*deine Brille: gözlüğünseine Brille: gözlüğüunsere Brille: gözlüğümüzeure Brille: gözlüğünüzihre Brille: gözlükleri**
mein Menü: menümdein Menü: menünsein Menü: menüsüunser Menü: menümüzeuer Menü: menünüzihr Menü: menüleri
a oder ı
mein Bett: yatağım*dein Bett: yatağınsein Bett: yatağıunser Bett: yatağımızeuer Bett: yatağınızihr Bett: yatakları**
meine Tasche: çantamdeine Tasche: çantanseine Tasche: çantasıunsere Tasche: çantamızeure Tasche: çantanızihre Tasche: çantaları
o oder u
meine Gruppe: grubum*deine Gruppe: grubunseine Gruppe: grubuunsere Gruppe: grubumuzeure Gruppe: grubunuzihre Gruppe: grupları**
mein Büro: büromdein Büro: büronsein Büro: bürosuunser Büro: büromuzeuer Büro: büronuzihr Büro: büroları
* An den mit * gekennzeichneten Substantiven greift ein weiteres Prinzip der türkischen Lautlehre: der Konsonantenwandel. Das Prinzip, das hinter diesen lautlichen Veränderungen steckt ist, dass man dem türkischen Sprachgefühl folgend, nicht stimmhafte und stimmlose Konsonanten nacheinander sprechen kann. Aus diesem Grund muss die lautliche Umgebung angepasst werden. In unserem Fall kommt es zu einer Erweichung des Konsonanten im Auslaut des Substantivs çiçek (dt. die Blume). Dieses Muster greift immer dann, wenn ein Suffix an das Wort angefügt wird, das mit einem Vokal beginnt. Hier wird der stimmlose Endkonsonant k zu einem stimmhaften Konsonanten ğ. Nach dem gleichen Muster verändern sich übrigens auch die Endkonsonanten der Substantive in gözlük, yatak und grup in obiger Tabelle.
** Bitte beachten Sie auch, dass sich in der 3. Person Plural der Konsonant am Ende des Wortes nicht erweicht. Hier kommt es zu keiner Erweichung, denn hier wird als Endung -leri bzw. -ları eingefügt und diese Endung beginnt mit einem Konsonanten.
Unser Vorschlag zum Weiterüben:
Suchen Sie sich jetzt aus den Vokabellisten Ihres Sprachkurses einige Substantive heraus und fügen Sie diesen die Possessivendungen an. Übersetzen Sie die Wörter, die Sie bilden, auch ins Deutsche.
An dieser Stelle möchten wir Sie auch auf das Kapitel zum Gebrauch des Genitivs nochmals hinweisen. Dort haben Sie die Possessivendungen zum ersten Mal kennengelernt und zwar in Zusammenhang mit Genitivkonstruktionen. Bitte gehen Sie jetzt nochmals zu diesem Kapitel zurück und wiederholen Sie das Gelernte.
In den nun folgenden Kapiteln zeigen wir Ihnen, wie man die Possessivendungen an Substantive im Plural anfügt, wie Substantive mit dieser besitzanzeigenden Endung dekliniert werden und welche Ausnahmen man beachten muss.