In diesem Kapitel lernen Sie etwas ganz Grundlegendes über das griechische Verbsystem: Bei den griechischen Verben müssen Sie drei verschiedene „Diathesen“ unterscheiden.
Unter dem Begriff Diathese versteht man die Handlungsrichtung eines Verbs, also seinen allgemeinen Zustand. Dabei weist die Diathese eines Verbs allen Teilen eines Satzes eine bestimmte Rolle zu.
Im Deutschen gibt es zwei Diathesen, die man klar voneinander trennen kann: Im Deutschen kennen Sie Verbformen im Aktiv und im Passiv. Ein Verb im Aktiv weist dem Subjekt des Satzes eine handelnde (und somit: aktive) Rolle zu. Beispiel: Peter baut ein Haus. Peter braucht also ein Haus für sich und seine Familie – also baut er sich eines. Peter wird in diesem Satz durch das Verb „baut“ eine aktive und handelnde Rolle zugeschrieben.
Schauen wir uns nun ein Beispiel im Passiv an: Das Haus wird gebaut. Hier schreibt der Ausdruck mit dem Verb („wird gebaut“) dem Haus eine passive, erleidende Rolle zu. Das Haus kann nichts machen – es wird gebaut.
Nach diesem kleinen Ausflug in die deutsche Grammatik, wenden wir uns nun wieder der schönen griechischen Sprache zu: Hier finden wir drei Diathesen.
Im Griechischen gibt es, im Gegensatz zum Deutschen, drei Diathesen, nämlich aktiv, passiv und medial.
Grundsätzlich handelt es sich bei diesen drei Diathesen, wie im Deutschen auch, um einen Wechsel im Verhältnis zwischen Verb, Subjekt und Objekt.
Für die griechischen Diathesen gelten die folgenden Regeln:
OK – soweit ist das wie im Deutschen auch. Jetzt aber kommt etwas Neues für Sie:
Die Verbform Medial der griechischen Verben können Sie besser verstehen, wenn Sie an die reflexiven Verben (zum Beispiel: ich wasche mich, du rasierst dich) im Deutschen denken. Eigentlich handelt es sich hier um dasselbe Prinzip. Im Griechischen ist dieses reflexive (auf sich selbst bezogene) Prinzip nun eben nur schon in der Verbform enthalten. Im Deutschen brauchen wir hier eine Art „Hilfskonstruktion“ und müssen ein Reflexivpronomen (in unseren Beispielen: mich, dich) hinzuziehen.
Diese Verbformen sind in gewisser Weise Zwitterwesen: Sie haben zwar passive Verbformen – aber eine aktive Bedeutung! Ins Deutsche können Sie griechische Deponentien wieder mit der Hilfe reflexiver Verben übersetzen. Bitte beachten Sie auch: Die Deponentien haben ausschließlich passive Formen.
Uns ist klar, dass das alles ein wenig verwirrend ist, wenn man es zum ersten Mal liest. Wir haben Ihnen aber im Folgenden viele Beispiele zusammengestellt. Diese werden Ihnen bestimmt helfen, den Unterschied zwischen den drei Diathesen des Griechischen schnell zu verstehen und zu durchdenken.
In der nächsten Tabelle finden Sie Beispielsätze, in denen das griechische Verb im Passiv steht.
Und jetzt wird es spannend: Hier finden Sie Beispielsätze mit Verben im Medial:
Bitte vergleichen Sie: Dieselben Verben (aus der 3. Beispieltabelle) können auch aktivisch verwendet werden:
Und jetzt schauen wir uns die Sache mit den Deponentien an:
Nun haben Sie schon etwas ganz Wichtiges über das System griechischer Verben verstanden und gelernt. Im nächsten Kapitel geht es um ein weiteres Thema, das für Sie als deutschen Muttersprachler neu ist: Dort stellen wir Ihnen die Stammformen (die Aspekte) griechischer Verben vor.