In diesem Kapitel legen Sie den Grundstein, um die Zeiten der Vergangenheit im Griechischen bilden zu können: Sie lernen das Augment kennen.
Ein Augment braucht nur die Zeiten der Vergangenheit zur Bildung ihrer Formen. Das Augment ist also ein Merkmal der Vergangenheit im Griechischen und erweitert den Stamm um eine Silbe.
Daher steckt hinter einem Augment das Prinzip einer „Stammerweiterung“. Um das zu verstehen, sollten Sie sich noch mal vor Augen führen, was ein Verbstamm ist.
Es gibt eine Grundregel, die Sie sich merken müssen:
Bitte merken Sie sich auch: Ein Augment erhalten nur die ersten drei Personen in der Einzahl (im Singular) und die dritte Person in der Mehrzahl (im Plural). Die 2. und 3. Person im Plural erhalten kein Augment.
Ein Augment kann entweder vor den Stamm angefügt oder zwischen Vorsilbe und Stamm eingefügt werden. Auch ein Vokal kann sich bei der Bildung des Augments in einen anderen Vokal verwandeln.
Jetzt aber schauen wir uns zuerst einmal an, wie die Sache mit dem Augment genau funktioniert. Wir versuchen im Folgenden Regeln für Sie aufzustellen, an die Sie sich halten können. Leider aber kann man nicht alle Veränderungen, die bei der Bildung des Augments passieren, in Regeln fassen. Bitte beachten Sie also:
Im Folgenden zeigen wir Ihnen die häufigsten Fälle und die dazugehörigen Augmente.
Sehr oft, wenn der Verbstamm einsilbig ist, ist das Augment ein -έ. Beispiele: Präsens: κάνω (ich mache) → Imperfekt: έκανα (ich machte) Präsens: παίζω (ich spiele) → Imperfekt: έπαιζα (ich spielte)
Das Augment kann in manchen Fällen auch ein -ή oder -εί sein. Beispiele: Präsens: έχω (ich habe) → Imperfekt: είχα (ich hatte) Präsens: θέλω (ich will) → Imperfekt: ήθελα (ich wollte) Präsens: ξέρω (ich weiß) → Imperfekt: ήξερα (ich wusste)
Für zusammengesetzte Verben gilt:
Es gibt Verben im Griechischen (wie im Deutschen auch), die zusammengesetzt werden. Sie bestehen aus einer Vorsilbe und dem reinen Verbstamm. In solchen Fällen tritt das Augment zwischen die Vorsilbe und den Verbstamm. Beispiele: Präsens: υπάρχω (es gibt) → Imperfekt: υπήρχα (es gab) Präsens: αναγγέλλω (ich kündige an) → Imperfekt: ανήγγειλλα (ich kündigte an)
Bei den zusammengesetzten Verben sollten Sie aber darauf achten, ob der Verbstamm mit einem Vokal beginnt oder mit einem Konsonanten: Wenn der Verbstamm mit einem Konsonanten beginnt, setzten Sie ein -ε zwischen Vorsilbe und Stamm ein. Diese Regel haben Sie im Abschnitt oben zu den einsilbigen Verben kennengelernt. Beispiele: Präsens: περιλαμβάνω (ich nehme auf) → Imperfekt: περιελάμβανα (ich nahm auf) Präsens: διαγράφω (ich streiche) → Imperfekt: διέγραφα (ich strich)
Wenn der Stamm jedoch mit einem Vokal beginnt, wird der Vokal zu einem -η oder -ει gedehnt. Beispiele: Präsens: ξέρω (ich weiß) → Imperfekt: ήξερα (ich wusste) Präsens: θέλω (ich will) → Imperfekt: ήθελα (ich wollte)
Präsens: έχω (ich habe) → Imperfekt: είχα (ich hatte) Präsens: απέχω (ich halte mich fern) → Imperfekt: απείχα (ich hielt mich fern)
Beispiele:
Jetzt, da Sie verstanden haben, was ein Augment ist und was seine Aufgaben sind, lernen Sie im nächsten Kapitel die erste Zeit der Vergangenheit: das Imperfekt.