Die Partizipien gehören neben dem Infinitiv zu den infiniten Verbformen im Estnischen. Im Deutschen können Partizipien adjektivisch verwendet werden (der bellende Hund; der gekaufte Rock) – so ist es auch im Estnischen.
Das Partizip Präsens wird gebildet, indem man die Endung -v bzw. -va- an den Verbstamm des ma-Infinitivs anfügt (liikuma → liikuv 'sich bewegen → sich bewegend'; küsima → küsiv 'fragen → fragend'; magama → magav 'schlafen → schlafend'). Es wird mit seinem Bezugswort in Numerus und Kasus flektiert: liikuv auto 'ein fahrendes Auto', liikuvates autodes 'in fahrenden Autos', liikuvasse autosse 'in ein fahrendes Auto' usw.
Eine Konstruktion mit Partizip Präsens trägt dazu bei, dass Attribut- oder Objektsätze kürzer werden:
*Anmerkung: Zum besseren Verständnis haben wir hier die wörtliche Übersetzung hingeschrieben.
Das Partizip Präteritum wird mit den Endungen -nud, -dud oder -tud gebildet, die an den Verbstamm des da-Infinitivs angehängt werden. Das Partizip Präteritum wird meist nicht flektiert: ära sõidnud auto 'ein gefahrenes Auto', ära sõidnud autodes 'in gefahrene Autos', ära sõidnud autosse 'auf ein gefahrenes Auto' usw.
Anmerkung: ära kann man im Deutschen mit 'weg' oder 'aus-' übersetzen. Außerdem verwendet man ära auch in Negationen (siehe dazu zum Beispiel das Kapitel "Imperativ").
Eine Konstruktion mit Partizip Präteritum trägt ebenfalls dazu bei, dass Attribut- und Temporalsätze kürzer werden:
Die Verben im Estnischen lassen sich in Konjugationsklassen einteilen. Einen kurzen Überblick über sie erhalten Sie im nächsten Kapitel.