Der Nominativ ist in vielen Sprachen die Grundform der Substantive, genau wie der Infinitiv bei den Verben. Das sind die Formen, die als so genannte Nennform in den Wörterbüchern zu finden sind. Im Estnischen jedoch ist die Nominativform nicht die Grundform, weil aus ihr keine Angaben zur weiteren Flexion abzulesen sind. Deshalb fungiert der Genitiv als die Grundform im Estnischen.
Der Nominativ antwortet auf die Frage kes? (bei Personen) 'wer?' oder mis? (bei Dingen) 'was?'.
In bejahenden Aussagesätzen steht das Subjekt im Nominativ, ganz wie im Deutschen.
Auch prädikativ verwendete Substantive – das sind Substantive, die mit einem Kopulaverb stehen – stehen im Nominativ. Im Estnischen gibt es nur ein Verb, das als Kopula fungiert: olema, olla 'sein'. Es wird oft auch "Existenzverb" genannt. Im Deutschen gibt es zusätzlich noch die Verben bleiben und werden, die Kopula sind – im Estnischen werden diese Verben jedoch mit einem Translativ gebildet, nicht mit einem Nominativ.
Eine weitere Verwendung des Nominativs ist die Verwendung als so genanntes Totalobjekt. Ein Totalobjekt hat man zum Beispiel in einem Satz, in dem das Verb im Imperativ steht.
In einer temporalen Angabe wird der Nominativ auch manchmal verwendet, beispielsweise Kell üks on mul kohtumine 'Um ein Uhr bin ich verabredet'.
Im Plural wird der Nominativ durch das Anhängen der Endung -d an die singulare Genitivform gebildet.
In der folgenden Tabelle sind einige Beispielsätze mit Substantiven im Nominativ zu finden:
Im nächsten Kapitel finden Sie den Fall, der die Grundform eines estnischen Substantivs bildet: den Genitiv.