Wie sein Äquivalent bei den inneren Lokalkasus (der Illativ), antwortet der äußere Lokalkasus Allativ auf die Frage kellele? (bei Personen) 'auf wen?', millele? (bei Dingen) 'auf was?', kuhu? (bei Ortsangaben) 'wohin?' („auf was drauf?“). Und wie der Illativ bei den inneren Lokalkasus, wird der Allativ auch manchmal Richtungskasus genannt.
Die Kasusendung für den Allativ ist in beiden Numeri -le, lediglich wird das l in einigen Wörtern verdoppelt, so dass die Endung dann -lle heißt.
Adverbiale Bestimmungen werden mit Allativ gebildet, wenn es um eine Richtung auf eine Fläche hin geht (Ma panin eile vaiba põrandale 'Ich habe gestern den Teppich auf den Boden gerollt'). Die Richtung muss keine konkrete sein, sie kann auch abstrakt gemeint sein: Minu hea sõbranna läheb suvel mehele 'Meine gute Freundin heiratet im Sommer (wörtlich: geht zum Mann)'.
Die deutschen Dativobjekte können im Estnischen mit dem Allativ wiedergegeben werden: Mida ma peaksin oma vennale sünnipaevaks kinkima? 'Was soll ich meinem Bruder zum Geburtstag schenken?' oder Palun tõsta mulle veel natuke suppi! 'Bitte gib mir noch von der Suppe!'.
Auf welche Frage im Estnischen man mit dem Essiv antwortet, erfahren Sie im nächsten Kapitel.