Grundwissen über das Adjektiv im Estnischen

Ein Adjektiv beschreibt eine Eigenschaft oder eine Qualität und bezieht sich dabei immer auf jemanden oder auf etwas.

Die Adjektive (auch: Eigenschaftswörter) werden im Estnischen nach Kasus, Numerus und Genus zusammen mit dem Substantiv, auf das sie sich beziehen, dekliniert.
Sie müssen demnach an das jeweilige Bezugswort angeglichen werden. In der Regel stehen sie vor ihrem Bezugswort. (Die Linguistik nennt diese Stellung pränominal).

Zu beachten ist, dass die Adjektive in allen anderen Kasus ihrem Bezugswort folgen – also in gleichem Kasus dekliniert werden – außer im Abessiv, Essiv, Komitativ und Terminativ.
Wenn das Bezugswort in einem dieser vier Kasus steht, steht das begleitende Adjektiv (in attributiver Funktion) im Genitiv. Bitte vergleichen Sie:

BEISPIELE
Marko suudles ilusat naist. Marko küsste eine schöne Frau. (Partitiv)
Marko tuli koos ilusa naisega. Marko kam mit seiner schönen Frau. (Komitativ)
Te olete hea arst. Sie sind ein guter Arzt. (Nominativ)
Hea arstina oskate te mind kindlasti tervendada. Als ein guter Arzt können Sie mich sicherlich heilen. (Essiv)
Ilma hea arstita ma ei tervene. Ohne einen guten Arzt kann ich nicht geheilt werden. (Abessiv)

Eine Ausnahme bilden hier die adjektivisch verwendeten Partizipien auf -nud und -tud, die nicht dekliniert werden (Vgl. Aed on värvitud 'Der Zaun ist gestrichen' oder Kas sa oled aia ära värvinud? 'Hast du den Zaun gestrichen?).

Adjektive können beispielsweise aus Substantiven oder Adverbien gebildet werden. Dies geschieht meist durch das Hinzufügen des Suffixes -ne (Beispiel: kivine 'steinig'). Manchmal kommt als Variante dazu auch die Endung -line (Beispiel: jooneline 'liniert') vor. Andere Suffixe, die zur Wortbildung der Adjektive verwendet werden, sind -jas (Beispiel: mustjas 'schwärzlich), -kas (Beispiel: andekas 'talentiert'), -lik (Beispiel: lapselik 'kindisch') oder -tu (Beispiel: maitsetu 'geschmacklos').

Im Folgenden sind diese Adjektivendungen als Überblick noch mit jeweils zwei Beispielen aufgelistet:

-ne kivine (steinig), eilne (gestrig)

-line jooneline (liniert), irooniline (ironisch)

-jas mustjas (schwärzlich), klaasjas (glasig)

-kas andekas (talentiert), edukas (erfolgreich)

-lik lapselik (kindisch), õnnelik (glücklich)

-tu maitsetu (geschmacklos), sõnatu (wortlos)

Beispiele für Adjektive innerhalb ganzer Beispielsätze finden Sie hier:

BEISPIELE – Adjektiv
Hans elab oma uues punases majas. Hans wohnt in seinem neuen roten Einfamilienhaus.
Lisa läheb toreda arsti juurde, keda ma ka tunnen. Lisa geht zu der netten Ärztin, die ich auch kenne.
Martin pildistab märgistatud matkarajal lilli. Martin fotografiert die Blumen auf dem gezeichneten Wanderpfad.
Kas sa näed seda ajutiseks ehitatud silda? See näeb ohtlik välja! Siehst du die vorläufig gebaute Brücke? Sie sieht gefährlich aus!
Mulle meeldivad need punased, hapukad õunad. Ich mag diese roten, säuerlichen Äpfel.
Sooja päikese käest jaheda varju alla minna on alati natuke ebameeldiv. Es ist immer etwas unangenehm, von der warmen Sonne in den kühlen Schatten zu gehen.
Me oleme ju lossivaremetes. Kas sa tunned keskaja hõngu? Wir sind ja bei Burgruinen. Kannst du die mittelalterliche Stimmung spüren?

Neben der Deklination, die man bei den Adjektiven kennen muss, sollte man auch über die Steigerung Bescheid wissen.


 

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