Eine kurze Sprachgeschichte des Spanischen

Vor der Eroberung Spaniens durch die Römer siedeln Kelten, Iberer, Griechen, Phönizier, Karthager und Basken in dem Gebiet, das wir heute als Spanien kennen. Verbreitet sind und gesprochen werden in dieser Region somit auch alle Sprachen dieser Völker.

Die Römer besetzen die iberische Halbinsel

Im Jahr 200 v. Chr. kommt es im zweiten Punischen Krieg wieder zu einer Auseinandersetzung des aufstrebenden jungen römischen Reiches mit den Karthagern, die sich diesmal auch auf die Siedlungsgebiete der Karthager auf der iberischen Halbinsel ausdehnt. Mit dem Sieg der Römer über die Karthager erstreckt sich der Einfluss des römischen Reiches über die ganze iberische Halbinsel.

Lediglich in der westlichen Pyrenäenregion widersteht man dem Einfluss der römischen Eroberer. Bis heute hat das dort verbreitete Baskisch seine Eigenständigkeit beibehalten und sich allen Veränderungen widersetzt.

Vulgärlatein als Mutter der romanischen Sprachen

Die Römer sind starke Besatzer, die ihre Sprache mit dem Schwert (das heißt über massive militärische Präsenz) in ihrem ganzen Einflussgebiet verbreiten. Die dort bislang angesiedelten Sprachen (unter anderem Iberisch, Keltisch und Keltiberisch) werden vom Latein somit verdrängt. Nur Weniges (vor allem Wörter, die man im Alltag sehr häufig gebraucht) wird in den lateinischen Wortschatz übernommen.

Wenn wir hier die ganze Zeit über von „Latein“ sprechen, ist nicht das Hoch-Latein gemeint, das Sie vielleicht zu Schulzeiten gelernt haben. Dieses Hoch-Latein wird damals zwar schon verwendet – allerdings nur als Schriftsprache. Tatsächlich gesprochen wird das sogenannte Vulgär-Latein. Dieses Vulgär-Latein ist es auch, das man als „Ur-Sprache“ aller romanischen Sprachen ansehen kann. Diese Sprache wird im ganzen römischen Einflussgebiet gesprochen und von den Besetzten übernommen und mit ihrem eigenen Wortschatz angereichert. So entwickeln sich alle romanischen Sprachen.

400 nach Christus: Goten besetzen Spanien

Nun aber zurück zur spanischen Sprachgeschichte: Bis circa 400 nach Christus üben die Römer wesentlichen Einfluss auf Spanien aus. Danach (genauer 414 n. Chr.) fallen die Goten in Spanien ein. Für die kommenden 300 Jahre werden sie Spanien beherrschen. Dieses Beherrschen erstreckt sich aber nicht auf die Sprache.

Weiterhin wird Latein gesprochen und nur wenige Wörter germanischen Ursprungs finden Eingang in den Wortschatz des sich entwickelnden Spanisch. Heute finden wir gotische Anklänge noch in Familiennamen. Alle Nachnamen, die auf -ez enden, haben einen gotischen Ursprung. Diese Nachsilbe bedeutete nämlich „Sohn von“.

Einfluss des Arabischen

Nur eine weitere Sprache hat im Verlauf der Geschichte im Spanischen Spuren hinterlassen: das Arabische.
711 fallen arabische Eroberer ein und besetzen ganz Spanien. Ihre Kultur hinterlässt wesentlich mehr Spuren als die der Goten. Arabische Einflüsse findet man nicht nur in der Sprache, sondern auch in der Küche Spaniens. Ein Beispiel aus der Sprache: Das spanische Wort für „hoffentlich“ – „ojalá“ – ist arabischen Ursprungs und leitet sich vom Ausdruck „Inschallah“ – „so Gott will“ her.

Unterschiedliche Dialektvarianten – unter denen sich das Kastilische durchsetzt

So entwickeln sich im Lauf der Jahre unterschiedliche Dialektformen in Spanien, die mehr oder weniger vom Vulgärlatein abweichen.
Unter all diesen verschiedenen lateinischen Dialekten setzt sich schließlich der im Königreich Kastilien gesprochene Dialekt durch. Dieser Prozess dauert bis ins 11. Jahrhundert an. Zuerst werden alle Urkunden und Aufschriften in Kastilisch (Castellano) abgefasst. Schließlich wird Kastilisch zur Sprache des spanischen Hofes ernannt und entwickelt sich zur Schrift- und Nationalsprache des Landes.

Die Real Academia Española – Hüterin der Sprache

Seit ihrer Gründung im Jahr 1713 wacht die Real Academia Española, die Königlich Spanische Akademie, über das Wohl und Wehe des Spanischen. Als Mitglieder der Akademie werden bekannte Autoren und verdiente Linguisten berufen. Diese geben ein Wörterbuch der spanischen Sprache heraus, das den Standard der Sprache repräsentiert. Die RAE, wie sie abgekürzt wird, befasst sich auch mit Zweifelsfällen in der Rechtschreibung und gibt beispielsweise Empfehlungen für die Setzung der Akzente. Auch eine normative Grammatik wird von der RAE herausgegeben.

Wie viele Menschen die Weltsprache Spanisch beherrschen, lesen Sie im folgenden Kapitel, das die Frage "Wer spricht eigentlich Spanisch?" beantworten wird.


 

Inhaltsverzeichnis dieser Spanisch-Grammatik:



 
 
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