Zur Sprachgeschichte des Dänischen

Das dänische Sprachgebiet war früher viel größer als heute. In der sog. Kalmarer Union waren die Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden vereint. Die Union bestand von 1397 bis 1523, also bis sich Schweden für unabhängig erklärte. Dänemark und Norwegen blieben einander aber bis 1814 eng verbunden. Zum damaligen dänischen helstat (Gesamtstaat) gehörten auch Island und die Herzogtümer Schleswig und Holstein.

Aus dieser gemeinsamen Geschichte erklären sich beispielsweise viele norddeutsche Ortsnamen, die auf -by, -rup oder -wig enden, oder Familiennamen mit der Endung -sen. Diese kommen aus dem Dänischen und wurden aufgrund der räumlichen Nähe in den deutschen Sprachschatz übernommen. Ein Beispiel hierfür wäre eben das Wort „Schleswig“, das auf -wig endet. Auch die Parallelen zum Deutschen, die das Erlernen des Dänischen erleichtern, sind darauf zurück zu führen.

Zum Staatsgebiet gehörten früher auch Kolonien. Dänemark war eine der ersten Kolonialmächte der Welt und unterhielt Kolonien in Europa, Amerika, Asien und Afrika.

Europa Amerika (Dänisch-Westindien) Asien (Dänisch-Ostindien) Afrika (Dänische Goldküste)
Färöer-Inseln (1814- 1948), aber bis heute als „gleichberechtigte Nation“ Teil des dänischen Königreiches Grönland (1814-1979), aber bis heute als „gleichberechtigte Nation“ Teil des dänischen Königreiches Nikobaren (1756-1848) Ghana (1658-1850)
Island (1814-1904) Karibik (1666-1917), die heutigen amerikanischen Jungferninseln Serampore in Bengalen (1755-1845)

Trankebar (1620-1845)


Das Königreich Dänemark war also weltweit vertreten – wenn auch sehr verstreut.

Im 19. Jahrhundert zerfiel das Reich. Dänemark verlor nach einigen seiner Kolonien nun auch Norwegen (1814) und die beiden Herzogtümer (1864). Das Land schrumpfte auf seine heutige Größe. Geblieben sind die Färöer-Inseln und Grönland, die politisch bis heute zu Dänemark gehören.

Neben seiner Geschichte als Kolonialmacht blickt Dänemark auch auf die älteste Monarchie der Welt zurück. Während der Wikingerzeit (bis 1060) regierte ab 934 n. Chr. König Gorm, der als eigentlicher Staatsgründer Dänemarks gilt. Die Linie der christlichen Herrscher reicht nach ihm von Harald Blåtand (Blauzahn), der von 940 bis 986 n. Chr. herrschte, bis hin zu Königin Margarethe II., die seit 1972 auf dem dänischen Thron sitzt. Jener berühmte König Blauzahn ließ übrigens in Jelling (Jütland) einen großen Runenstein aufstellen. Er trug folgende Inschrift: „König Harald ließ diesen Stein errichten, zum Gedenken an Gorm, seinen Vater, und an Thyra, seine Mutter. Der Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“ Auf diesem Stein ist auch eine Besonderheit der dänischen Sprachgeschichte zu sehen. Im Laufe der Zeit gab es im Dänischen nämlich zwei Schriftsysteme: Die Runen und das lateinische Alphabet.

Die Verwendung von Runen kam natürlich nicht von ungefähr. Im gesamten germanischen Sprachgebiet, zu dem ja auch Dänemark gehörte, etablierte sich die Runenschrift bereits Ende des zweiten Jahrhunderts. So datiert der älteste Fund von Runen, der Kamm von Vimose, bereits auf ca. 170 – 180 n. Chr. Während in anderen Ländern noch bis 1400 mit Runen geschrieben wurde, ging man in Dänemark bereits ab 1100 langsam zur Verwendung der lateinischen Schrift über. Nach einer Übergangszeit, in der Runen und die lateinische Schrift parallel existierten, setzte sich um 1350 die lateinische Schrift durch.

Die Orthographie (Rechtschreibung) der heutigen dänischen Standardsprache rigsdansk wurde 1948 durch eine einheitliche Rechtschreibreform festgelegt. Zur Sprachpflege wurde 1955 offiziell das Forschungsinstitut Dansk Sprognævn gegründet. Det Danske Sprognævn verfolgt die Entwicklung der dänischen Sprache, indem zum Beispiel neue Wörter registriert und in die Wörterbücher eingepflegt werden. Außerdem legt das Institut die Rechtschreibung von Wörtern fest, gibt offizielle Wörterbücher heraus und beantwortet Fragen zur dänischen Sprache und zum Sprachgebrauch.

Das nächste Kapitel befasst sich mit den dänischen Dialekten.


 

Inhaltsverzeichnis dieser Dänisch-Grammatik:



 
 
Sprachenlernen24