Wie die Überschrift schon andeutet, gibt es im heutigen Niederländisch keine eigene Verbform für den Konjunktiv mehr. Solche Formen gab es zwar früher im Niederländischen, heute werden sie jedoch mit einigen wenigen Ausnahmen (im Bereich der formellen Schriftsprache) nicht mehr verwendet.
Im Deutschen wird der Konjunktiv in einer Vielzahl von Situationen verwendet: in Bedingungssätzen, bei bestimmten Aussagen, bei Wünschen, Vergleichen und Ratschlägen, aber auch bei Vermutungen und Höflichkeiten. Wir werden Ihnen nun bei jedem dieser Bereiche erklären, wie man den Konjunktiv des Deutschen ins Niederländische überträgt.
Bei Sätzen, in denen es inhaltlich um Bedingungen geht, unterscheidet man grammatisch zwischen Bedingungen, deren Ereignisse in der Gegenwart oder Zukunft liegen (und somit – zumindest theoretisch – noch erfüllbar sind) und Bedingungen, deren Ereignisse bereits vorüber (und somit nicht mehr erfüllbar) sind.
Ist eine Bedingung noch erfüllbar, da sie in der Gegenwart oder Zukunft liegt, verwendet man im Niederländischen entweder „zou“/“zouden“ (die Imperfektform des Modalverbs „zullen“) plus Infinitiv oder ganz einfach das Imperfekt.
In den meisten Sätzen ist es völlig beliebig, welche der beiden Konstruktionen man benutzt. Dabei kann man im Haupt- und Nebensatz die gleiche Konstruktion (also entweder zweimal Imperfekt oder zweimal „zou“/“zouden“ + Infinitiv) oder in einem Satzteil die eine Konstruktion und im anderen die andere Konstruktion verwenden. So ergeben sich für einen deutschen Bedingungssatz vier Möglichkeiten für eine niederländische Übersetzung.
Ist eine Bedingung nicht mehr erfüllbar, da sie in der Vergangenheit liegt, verwendet man im Niederländischen entweder „zou“/“zouden“ plus „hebben“ bzw. „zijn“ plus Partizip Perfekt oder das Plusquamperfekt. Auch hier ergeben sich wieder vier Möglichkeiten, einen deutschen Bedingungssatz ins Niederländische zu übersetzen.
Die Bildung der indirekten Rede ist im Niederländischen wesentlich einfacher als im Deutschen. Während man für die indirekte Rede im Deutschen im Nebensatz den Konjunktiv verwendet muss, steht im Niederländischen immer der Indikativ. Die Zeitstufe des Nebensatzes wird zudem einfach an die Zeit im Hauptsatz angeglichen.
Den Nebensatz leiten die Konjunktionen „dat“ (dt.: „dass“) oder „of“ (dt.: „ob“) ein. Im Gegensatz zum Deutschen, darf im Niederländischen die Konjunktion „dat“ im Nebensatz nie weggelassen werden.
Möchte man im Nebensatz allerdings ausdrücken, dass etwas in der Vergangenheit geschehen ist und der Hauptsatz aber zugleich im Präsens steht, muss man für den Nebensatz eine Vergangenheitsform wählen.
Eine Aussage, die im Deutschen im Konjunktiv steht und sich auf die Gegenwart oder Zukunft bezieht, übersetzt man im Niederländischen mit „zou“/“zouden“ plus Infinitiv.
Bezieht sich ein Aussage hingegen auf die Vergangenheit, kann man sowohl das Plusquamperfekt als auch die Konstruktion „zou“/“zouden“ plus „hebben“ bzw. „zijn“ plus Partizip verwenden.
Vergleiche, die im Deutschen einen Konjunktiv enthalten, werden im Niederländischen einfach mit der entsprechenden Zeitform im Indikativ übersetzt.
Sätze, die Ratschläge, Empfehlungen oder auch Ermahnungen darstellen, werden im Niederländischen mit „zou“/“zouden“ plus Infinitiv ausgedrückt.
In Situationen,in denen auf Deutsch mit „könnte“ Vermutungen, Unsicherheiten, Zweifel oder Annahmen ausgedrückt werden, verwendet man auf Niederländisch die Konstruktion „zou“/“zouden“ plus „kunnen“.
Möchte man auf Niederländisch jemanden höflich um etwas bitten, kommen sowohl Modalverben zum Einsatz als auch „zou“/“zouden“.
Das nun folgende Kapitel beschäftigt sich mit Infinitivkonstruktionen