Viele Lerner gehen zunächst mit einer gewissen Angst ans Finnische heran.
Sicher wurden auch Sie schon in Ihrem Bekanntenkreis für Ihren Mut bewundert, sich an eine Sprache „mit
ellenlangen Wörtern und hunderttausend Fällen” heranzuwagen. Da das Finnische den Ruf hat, eine schwierige
Sprache zu sein, fühlen sich viele Anfänger zunächst überfordert.
Wir möchten diese Sorgen ganz bewusst am Anfang ansprechen.
Wir hoffen, gleich zu Beginn einige Schwierigkeiten aus dem Weg räumen zu können, indem wir Sie auf einige
wichtige Unterschiede zum Deutschen hinweisen.
Finnisch ist ein Kinderspiel!
Zuerst aber die guten Nachrichten: Viele schwierigen Phänomene, die Sie aus dem Deutschen kennen,
fallen nämlich im Finnischen komplett weg:
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Das Finnische wird im Prinzip genauso geschrieben wie es gesprochen wird.
Jeder Buchstabe steht für genau einen Laut und jeder Laut wird von genau einem Buchstaben repräsentiert.
Auch die Länge eines Lautes wird einfach durch einen Doppelbuchstaben angegeben.
(Mehr dazu lesen Sie in den Kapiteln zum Lautsystem oder der
Aussprache.)
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Im Finnischen gibt es keine grammatischen Geschlechter wie im Deutschen.
Sie müssen also nie dazulernen, ob ein Substantiv männlich, weiblich oder sächlich ist.
Auch bei den Personalpronomen wird „er” und „sie” beides mit „hän” übersetzt.
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Das Finnische kennt auch keinen Artikel, weder einen bestimmten noch einen unbestimmten.
Das Wort „salaatti” kann also „der Salat” oder „ein Salat” heißen.
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Im Finnischen gibt es keinen Konjunktiv und kein Futur.
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Auch wenn das Finnische keine indoeuropäische Sprache ist, hat es doch einige Fremdwörter aus diesen übernommen.
Ihnen werden also trotzdem einige Wörter gleich bekannt vorkommen. Achten Sie aber darauf, dass
Fremdwörter konsequent in der Schreibung angepasst und auf der ersten Silbe betont werden.
Beispiele zu finnischen Fremdwörtern und ihrer deutschen Übersetzung
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hotelli
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Hotel
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taksi
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Taxi
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filmi
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Film
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bussi
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Bus
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filosofia
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Philosophie
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radio
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Radio
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salaatti
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Salat
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stressi
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Stress
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professori
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Professor
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Einige finnische Kuriositäten
Wenn man eine neue Sprache lernt, gibt es immer ein paar grammatische Eigenheiten, die man zunächst als sehr exotisch empfindet.
Aber das macht ja auch den Reiz der Fremdsprache aus!
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Im Finnischen wird zum Verneinen eines Satzes nicht einfach ein „nicht” eingefügt, sondern es gibt ein
eigenes Verneinungsverb „ei”. Das Verb, das man verneinen will, steht im Infinitiv.
Beispiel: sanon - ich sage; en sano - ich sage nicht.
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Um Besitzverhältnisse auszudrücken benutzt man nicht das Verb „haben”, sondern eine Konstruktion mit „sein” und dem Adessiv.
Statt „Anna hat ein Auto” sagt man also gewissermaßen „Bei Anna ist ein Auto” - auf finnisch „Annalla on auto.”
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Beim Anhängen der Endungen kommt es zu einigen lautlichen Veränderungen.
Mehr dazu erfahren Sie in den Kapiteln zur Vokalharmonie und
zum Stufenwechsel.
Nun folgen einige Unterschiede, die Sie sich gut anschauen sollten.
Wenn sie sich diese Sachen einmal klar gemacht haben, wird Ihnen das die Arbeit an der übrigen Grammatik und mit
Ihrem Sprachkurs wesentlich erleichtern. Im nächsten Kapitel erklären wir
Ihnen was eine agglutinierende Sprache ausmacht.