Finnisch: eine agglutinierende Sprache

Wie wir zuvor bereits kurz angesprochen hatten, ist Finnisch eine „agglutinierende” Sprache. Was bedeutet aber „agglutinierend”?

Das bedeutet, dass ein finnisches Wort aus verschiedenen Bausteinen besteht, von denen jeder eine bestimmte Information trägt. Diese Bausteine werden einfach an den Stamm „agglutiniert”, also „angeklebt”.

Lassen Sie uns das anhand eines Beispiels veranschaulichen:

pulloissannekin

Übersetzung der einzelnen Bausteine des Wortes „pulloissannekin“
pullo Flasche
i -n (Plural)
ssa in (Inessivendung)
nne euren (Possessivendung)
kin auch

Und damit heißt pulloissannekin „ „auch in euren Flaschen”!

Auch Verbformen lassen sich in verschiedene Bausteine zerlegen:

sanoisimmeko

Übersetzung der einzelnen Bausteine des Wortes „sanoisimmeko“
sano sag- (Stamm von sagen)
isi -t- (Zeichen für Konditional)
mme wir (Endung für 1. Person Plural)
ko ? (Fragepartikel)

Natürlich ist das für Sie erst einmal ungewohnt.
Der Vorteil des agglutinierenden Sprachbaus ist aber, dass Wortformen sehr logisch und regelhaft gebildet werden und Sie sich nicht mit vielen Ausnahmen auseinandersetzen müssen, wenn Sie das Prinzip einmal verinnerlicht haben. Auch ein zunächst unbekannt aussehendes Wort lässt sich so in bekannte Bestandteile zerlegen.

Die Bildung neuer Wörter funktioniert übrigens ganz ähnlich: Die Bausteine werden einfach aneinandergeklebt.
Beispiel:
kahvi (Kaffee) + la = kahvila (Kaffeehaus)
sairas (krank) + la = sairaala (Krankenhaus)

Wenn Sie dieses Prinzip verstanden haben, können Sie sich auch viele noch unbekannte Wörter erschließen.

Dadurch, dass gewissermaßen alle Informationen in einem Wort stecken, gibt es im Finnischen auch viele Fälle.

Hochmut kommt vor dem Fall bzw. den Fällen

Finnland, das Land der tausend Seen und Finnisch, die Sprache der tausend Fälle? Ganz so schlimm ist es dann doch nicht. In der Tat aber kennt das Finnische 15 Fälle.

Davon sind jedoch sechs sogenannte Lokalkasus (ortsanzeigende Fälle: Inessiv, Elativ, Illativ, Adessiv, Ablativ, Allativ), die im Prinzip den deutschen Präpositionen entsprechen. Stellen Sie sich also einfach vor, man würde die Präposition hinten ans Substantiv ankleben. „Im Auto” heißt dann „autossa”, „im Hotel” wäre „hotellissa”.

Drei der insgesamt 15 Fälle (Abessiv, Instruktiv, Komitativ) sind so selten, dass sie „marginale Kasus” genannt werden. Über diese sollten Sie sich also erst mal nicht den Kopf zerbrechen.

Wenn man den Essiv und den Translativ kurz außen vor lässt, gibt es also vier Fälle, die man wirklich draufhaben muss: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Partitiv. Das kann Sie als deutschen Muttersprachler doch nicht erschrecken, oder?


 

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