Neben der Vergangenheit auf -di kennt das Türkische auch noch eine zweite Zeitform, die Vergangenheit, deren Kennzeichen -miş ist. Diese Zeit nennt man auch die unbestimmte Vergangenheit des Türkischen und sie beschreibt Vergangenes weniger als Ablauf, sondern vielmehr als Zustand. Wenn ein türkischer Muttersprachler beispielsweise etwas nachträglich feststellt, benutzt er diese Zeit. Er zeigt damit auch deutlich, dass er das Beschriebene nicht selbst miterlebt hat.
Gebildet wird diese Zeit nach der folgenden Faustregel:
Die Endung dieser Zeit folgt der großen Vokalharmonie. Man hängt also an den Verbstamm entweder -miş, -müş, -mış oder -muş an. Dahinter setzt man die Personalendung vom Typ 1.
Schauen Sie sich ein Beispiel hierzu an:
BEISPIEL: Bildung der Vergangenheit auf -miş am Beispiel von gelmek (dt. kommen)
aufgesplittete Form
miş-Vergangenheit
Deutsch
gel + miş + im
gelmişim
ich soll gekommen sein*
gel + miş + sin
gelmişsin
du sollst gekommen sein
gel + miş
gelmiş
er/sie/es soll gekommen sein
gel + miş + iz
gelmişiz
wir sollen gekommen sein
gel + miş + siniz
gelmişsiniz
ihr sollt gekommen sein
gel + miş + ler
gelmişler
sie sollen gekommen sein
* Anmerkung: Mit dieser Übersetzung wollen wir zum Ausdruck bringen, dass der Sprecher das Geschehen in der Vergangenheit nur vom Hörensagen kennt und nicht selbst miterlebt hat.
Die verneinte Form dieser Zeit bildet man, indem man gleich hinter dem Verbstamm die Negationspartikel -me bzw. -ma (der kleinen Vokalharmonie folgend) einschiebt. Als Faustregel können Sie sich merken:
Als Beispiel nehmen wir obiges Verb gelmek (dt. kommen) und bilden die verneinte Form:
BEISPIELE: Bildung der verneinten Vergangenheit auf -miş am Beispiel von gelmek (dt. kommen)
verneinte miş-Vergangenheit
gel + me + miş + im
gelmemişim
ich soll nicht gekommen sein
gel +me + miş + sin
gelmemişsin
du sollst nicht gekommen sein
gel + me + miş
gelmemiş
er/sie/es soll nicht kommen sein
gel + me + miş + iz
gelmemişiz
wir sollen nicht gekommen sein
gel + me + miş + siniz
gelmemişsiniz
ihr sollt nicht gekommen sein
gel + me + miş + ler
gelmemişler
sie sollen nicht gekommen sein
Jetzt fehlt Ihnen noch die Frageform dieser Vergangenheit. Sie bildet man dieser Regel nach:
Wir konjugieren – wie bei den Beispielen oben auch – hier das häufig gebrauchte Verb gelmek (dt. kommen).
BEISPIEL: Frageformen der miş-Vergangenheit am Beispiel von gelmek (dt. kommen)
bejahte Formen:
Frageform
1. Pers. Sg.
ich soll gekommen sein
gelmiş miyim?
soll ich gekommen sein?
2. Pers. Sg.
gelmiş misin?
sollst du gekommen sein?
3. Pers. Sg.
gelmiş mi?
soll er/sie/es gekommen sein?
1. Pers. Pl.
gelmiş miyiz?
sollen wir gekommen sein?
2. Pers. Pl.
gelmiş misiniz?
sollt ihr gekommen sein?
3. Pers. Pl.
gelmişler mi?
sollen sie gekommen sein?
verneinte Formen:
gelmemiş miyim?
soll ich nicht gekommen sein?
gelmemiş misin?
sollst du nicht gekommen sein?
gelmemiş mi?
soll er/sie/es nicht gekommen sein?
gelmemiş miyiz?
sollen wir nicht gekommen sein?
gelmemiş misiniz?
sollt ihr nicht gekommen sein?
gelmemişler mi?
sollen sie nicht gekommen sein?
Im nun folgenden Kapitel finden Sie Beispielsätze, die Ihnen den Gebrauch dieser Zeit gut vor Augen führen.