Die Bildung des Lokativs

Der Lokativ ist ein Fall, den Sie aus dem Deutschen nicht kennen. Seine Aufgabe ist es, Zeit und Ort zu benennen. Wenn Sie im Deutschen solche Zeit- oder Ortsangaben machen möchten, würden Sie in der Regel eine Präposition benutzen. Das Türkische aber kann diese Näherbestimmung eines Substantivs in das Wort selbst mit einfassen, indem der Lokativ als Suffix hinten angehängt wird.

Bei der Bildung des Lokativ (kalma durumu) greift das Prinzip der kleinen Vokalharmonie. Bei diesem Prinzip wird unterschieden, ob der Vokal der Endsilbe des Substantivs hell oder dunkel ist. Bei hellen Vokalen wird das Lokativsuffix -de angehängt. Bei dunklen Vokalen wird -da an das Substantiv angefügt.

Die Bildung des Lokativs im Türkischen nach der kleinen Vokalharmonie


Vokal in der Endsilbe


Suffixendung im Lokativ

helle Vokale

e und i / ö und ü

-de

dunkle Vokale

a und ı / o und u

-da

Setzen Sie das Gelernte gleich um und setzen Sie die Beispielwörter der nachfolgenden Tabelle in den Lokativ.

BEISPIELE für die Bildung des Lokativs:


Vokal in der Endsilbe

Nominativ

Lokativ







helle Vokale




e und i

mendil
(Taschentuch)

mendilde

tren
(Zug)

trende

Türkye
(Türkei)

Türkiye'de

çiçek
(Blume)

çiçekte




ö und ü

düğün
(Hochzeit)

düğünde

düdük
(Pfeife)

düdükte

köy
(Dorf)

köyde

söğüt
(Weide)

söğütte





dunkle Vokale




a und ı

fırın
(Bäckerei)

fırında

saray
(Schloss)

sarayda

Almanya
(Deutschland)

Almanya'da

kayak
(Ski)

kayakta




o und u

okul
(Schule)

okulda

yol
(Straße, Weg)

yolda

Burcu
(Burcu; Eigenname)

Burcu'da

soru
(Frage)

soruda

Bestimmt haben Sie sich beim Durcharbeiten dieser Beispieltabelle gefragt, warum der Lokativ von çiçek (dt. Blume) çiçekte lautet und nicht çiçekde. Beim Anhängen des Suffixes muss man ein zweites Prinzip der türkischen Lautlehre beachten: den Konsonantenwandel. Das Prinzip, das hinter diesen lautlichen Veränderungen steckt ist, dass man dem türkischen Sprachgefühl folgend, nicht stimmhafte und stimmlose Konsonanten nacheinander sprechen kann. Aus diesem Grund muss die lautliche Umgebung angepasst werden. In unserem Fall kommt es zu einer Verhärtung des Lokativsuffixes -de (es wird zu -te). Hier wird der stimmhafte Konsonant des Suffixes d zu einem stimmlosen Konsonanten t. Nach dem gleichen Muster verändert sich übrigens auch der Konsonant des Suffixes in söğüt und kayak in obiger Tabelle.

Jetzt wissen Sie also, wie man den Lokativ bildet und welche Regeln der Lautlehre man dabei beachten muss. Lesen Sie nun bitte im nächsten Kapitel weiter. Dort erklären wir Ihnen den Gebrauch des Lokativ im Türkischen.


 

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