In diesem großen Teil der Grammatik lernen Sie das Herzstück der spanischen Sprache kennen: das Verbsystem. Im ersten Kapitel wollen wir zunächst einige grundlegende Fragen klären und Ihnen helfen, sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Klären wir zunächst die Frage, was ein Verb eigentlich ist. Das Verb ist Ihnen aus Ihrer Schulzeit vielleicht auch noch unter den Namen „Tunwort“ oder „Tätigkeitswort“ bekannt. Das Verb bildet immer das Prädikat bzw. die Satzaussage des Satzes. Wie im Deutschen auch, gibt es im Spanischen einfache Verbformen:
Es gibt auch zusammengesetzte Verbformen, die aus einem Hilfsverb und einer anderen Verbform bestehen:
In diesem Fall besteht die Verbform aus einer Form des Hilfsverbs „haber“ (dt. haben) und dem Partizip Perfekt. Aber keine Sorge, das lernen Sie später noch ganz ausführlich.
Allgemein haben wir unsere Grammatik nach folgenden Prinzipien aufgebaut: Wir arbeiten uns vom Einfachen zum Schweren vor und behandeln erst häufige und sehr gebräuchliche Formen, die Sie wirklich können sollten. Erst gegen Ende stellen wir Ihnen eher seltenere Phänomene vor, die Sie zunächst getrost hinten anstellen können.
Sollte Ihnen einmal ein deutscher Begriff in der Grammatik unklar sein, ermutigen wir Sie noch einmal im Glossar nachzuschlagen. Gleichzeitig haben wir uns auch bemüht, sinnvoll von der Verlinkung Gebrauch zu machen, damit Sie schnell noch einmal in anderen Kapiteln nachlesen können.
Was erwartet Sie also im Teil zum spanischen Verbsystem?
Im Spanischen gibt es (wie im Deutschen) veränderliche und unveränderliche Verbformen.
Zu den unveränderlichen Verbformen zählen zum Beispiel der Infinitiv (comer – essen), das Partizip Perfekt (comido – gegessen) und das „gerundio“ (comiendo – kann man mit „essend“ ins Deutsche übertragen).
Die veränderlichen Verbformen haben verschiedene Endungen für verschiedene Personen. Diese Endung werden an den Stamm des Verbs angehängt. Sehen Sie sich dazu das folgende Beispiel an:
Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, stehen bei den spanischen Beispielen die Personalpronomen in Klammern. Da die Person über die Endung eindeutig bestimmt ist, ist das Personalpronomen im Spanischen nicht zwingend erforderlich. Es kann also meist einfach weggelassen werden. - Das tun wir in den nachfolgenden Verbtabellen auch: Sie finden dort immer nur die spanische Verbform. Mehr zu den Personalpronomen erfahren Sie in einem gesonderten Kapitel.
Modus 1: der Indikativ Der Indikativ ist die ganz normale Wirklichkeitsform. Er beschreibt Vorgänge in der Realität. Beispiel: Como una manzana. – Ich esse einen Apfel.
Modus 2: der Imperativ Der Imperativ ist die Befehlsform und wird gebraucht um Anweisungen, Aufforderungen oder Verbote auszudrücken. Beispiel: ¡Come la manzana! – Iss den Apfel! ¡No fumes! – Rauche nicht!
Modus 3: der Konditional Der Konditional wird vor allem für höfliche Fragen und Ratschläge benutzt. Manche Lehrbücher der spanischen Grammatiken behandeln diesen Modus wie eine Zeit des Indikativs. Beispiel: En tu lugar, yo comería otra manzana. – An deiner Stelle würde ich noch einen Apfel essen.
Modus 4: der „Subjuntivo“ Der „Subjuntivo“ findet vor allem in Nebensätzen Verwendung, wenn die Satzaussage als möglich, nicht sicher, als ein Wunsch oder als subjektive Meinung gekennzeichnet wird. Beispiel: Es posible que él haya comido la última manzana. – Es ist möglich, dass er den letzten Apfel gegessen hat.
Das Präsens (el presente) drückt wie im Deutschen Gegenwärtiges oder immer Gültiges aus.
Zukünftiges kann entweder durch das Futur (el futuro) bzw. das Futur II erzählt werden, oder aber mit Hilfe der Konstruktion „ir a“ umschrieben werden, die Ihnen vielleicht aus dem Englischen (als „going-to future“) bekannt ist.
Bei den Zeiten der Vergangenheit wird es leider etwas komplizierter: Das Spanische kennt nämlich vier Zeiten der Vergangenheit. Vielleicht hilft Ihnen diese Übersicht bei einer ersten groben Unterscheidung:
Aber keine Sorge: Das erklären wir Ihnen noch einmal wesentlich ausführlicher in den jeweiligen Kapiteln.
Schließlich gibt es im Spanischen neben der Aktivform auch noch die Passivform. Beispiel: La niña es llamada por la madre. – Das Mädchen wird von der Mutter gerufen.
Im Anschluss beschäftigen wir uns mit der Grundform des Verbs, dem Infinitiv.