In den vorhergegangenen Kapiteln haben Sie die Zeiten im Aktiv kennengelernt. Das Aktiv beschreibt Handlungen, in denen das Subjekt des Satzes tätig ist, also „handelt“. Daneben gibt es noch eine weitere Form: das Passiv. Charakteristisch für das Passiv ist, dass das Subjekt eines Satzes nicht handelt, sondern etwas erleidet. Aus diesem Grund ist Ihnen das Passiv aus Schulzeiten vielleicht auch noch als die „Leideform“ bekannt.
Im Spanischen wird das Passiv in der tatsächlich gesprochenen Sprache nur sehr wenig benutzt, sogar noch seltener als im Deutschen. Häufiger taucht es in Zeitungen oder in wissenschaftlichen Texten auf. Wer also nur sprechen lernen will, kann dieses Kapitel oberflächlich durcharbeiten. Wer dagegen vorhat, sich intensiver mit der spanischen Schriftsprache zu befassen, der sollte dem Folgenden etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.
Es gibt zwei Arten des Passivs im Spanischen: Ein Vorgangspassiv und ein Zustandspassiv. Auch das ist Ihnen aus der deutschen Sprache geläufig. Wenn Ihnen jetzt noch nicht ganz klar geworden ist, was mit welcher Art gemeint ist, schauen Sie sich diese Beispiele an:
Die eine Art des Passivs, das Vorgangspassiv, dessen Formen Sie auch im letzten Kapitel gelernt haben, bildet man mit „ser“ und dem Partizip Perfekt. Wie der Name bereits vermuten lässt, werden mit dieser Art des Passivs Vorgänge beschrieben. Zum Beispiel:
Das Zustandspassiv beschreibt – wie der Name schon sagt – Zustände. Wenn Sie nun die oben angeführten Beispiele nochmals bemühen:
In diesen drei kurzen Beispielen kann man leicht erkennen, dass die Subjekte eine Handlung erfahren haben (erleiden mussten), diese aber jetzt abgeschlossen ist.
Im Spanischen bildet man das Zustandspassiv mit „estar“ und dem Partizip Perfekt.
Im Deutschen wird das Vorgangspassiv mit „werden“ übersetzt und das Zustandspassiv mit „sein“.
Hier nochmals eine übersichtliche Zusammenfassung des bisher Gelernten:
Um nun aber von der Theorie zur Praxis zu kommen, schauen Sie sich diese Beispiele an:
Das Subjekt im Aktivsatz wird mit der Präposition „por“ (dt.: durch, von) zum Objekt des Passivsatzes. Allerdings kann, wie im Deutschen, der Handlungsträger (das Subjekt des Aktivsatzes) weggelassen werden. Hier wird Ihnen gezeigt, wie ein aktiver Satz ins Passiv gesetzt wird:
Wie Sie aus obiger Tabelle vielleicht schon erkennen konnten, gilt die Faustregel zur Bildung des Passivs bei den zusammengesetzten Zeiten (Hilfsverb und Vollverb) mit einer kleinen Änderung: In diesen Zeiten stehen „ser“ oder „estar“ und dann das Partizip Perfekt von „ser“ („sido“) und erst dann das Partizip Perfekt des Vollverbs. Das können Sie aber im Kapitel zur Bildung des Passivs noch einmal genauer nachlesen.
Eine wichtige Sache darf im Zusammenhang mit dem Passiv nicht unerwähnt bleiben: Bitte lesen Sie sich die Beispielsätze jetzt nochmals aufmerksam durch. Schnell werden Sie bemerken, dass das Partizip Perfekt des Vollverbs im Passiv an das Subjekt des Satzes wie ein Adjektiv angepasst werden muss!
Hierzu noch einige zusätzliche Beispiele:
Da die Spanier aktive Sätze viel lieber mögen als passive, stellen wir Ihnen im nächsten Kapitel noch einige Möglichkeiten vor, das Passiv zu umgehen.