In diesem Kapitel werden Sie lernen, wie man im Niederländischen das Präsens (die Gegenwartsform) von Vollverben bildet. Als „Vollverb“ wird ein Verb bezeichnet, das im Stande ist, alleine das Prädikat im Satz zu bilden. Wie im Deutschen auch, macht die Gruppe der Vollverben den größten Anteil der niederländischen Verben aus.
Im Niederländischen enden alle regelmäßigen Verben auf -en. Um die Präsensform eines Verbs zu bilden, teilt man das Verb in zwei Teile ein: seinen Stamm und seine Endung. Als Verbstamm versteht man die Grundform eines Verbs ohne dessen Endung.
Im Falle der regelmäßigen Verben nimmt man also die Endung -en weg, um den Stamm eines Verbs zu erhalten (Bsp.: „ademen“ (dt.: „atmen“): Verbstamm = „adem“). Der Verbstamm ist gleichzeitig auch die so genannte „Ich-Form“ des Verbs, also die Verbform, die zum Personalpronomen „ich“ bzw. „ik“ gehört („ich atme“ = „ik adem“).
Das Präsens wird nun gebildet, indem man die entsprechenden Endungen der jeweiligen Person an den Verbstamm hängt. Allerdings muss man immer die Rechtschreibregeln der niederländischen Sprache beachten. So erhält man die richtige Ich-Form bestimmter Verben erst, wenn man zusätzlich zum Abzug der Endung -en noch die niederländischen Rechtschreibregeln berücksichtigt.
Die niederländische Rechtschreibung basiert hauptsächlich auf der Unterscheidung von offenen und geschlossenen Silben. Offene Silben enden auf einen Vokal. Dieser wird einfach geschrieben und lang gesprochen (wie z.B. in „tafel“ = „Tisch“).
Geschlossene Silben enden auf einen Konsonanten. Sie können sowohl einen kurzen, als auch einen langen Vokal enthalten. Ein kurzer Vokal in einer geschlossenen Silbe wird einfach geschrieben, wie z.B. in „dag“ (dt.: „Tag“), einen langen Vokal in einer geschlossenen Silbe schreibt man doppelt, so wie in „baas“ (dt.: „Chef“).
Um die Singularformen („ich/du/Sie/er/sie/es“) eines Verbs zu bilden, muss man seine Grundform in Silben teilen. Wir zeigen Ihnen das anhand eines Beispiels:
Das regelmäßige Vollverb „delen“ (dt.: „teilen“) wird folgendermaßen in zwei Silben geteilt: de-len. Die offene Silbe de- endet auf einen langen Vokal. Um den Verbstamm zu erhalten, muss man, wie oben erklärt, die Endung -en abziehen. Dies würde den Stamm „del“ ergeben, eine geschlossene Silbe mit einem kurzen Vokal.
Da man aber bei der Verbkonjugation (Verbbeugung) den langen Vokal aus der ursprünglich offenen Silbe de- erhalten möchte, muss man ihn bei der Verbstammbildung verdoppeln: „deel“. Dies ist auch schon die Ich-Form des Verbs „delen“: „ik deel“ = „ich teile“.
Um die zweite („jij/u“) und dritte („hij/zij/het“) Person Singular zu bilden, wird an den Verbstamm “deel“ ein -t angefügt: „jij/u deelt“ = „du teilst/Sie teilen“; „hij/zij/het deelt“ = „er/sie/es teilt“.
Diese Vokalverdoppelung muss in der ersten, zweiten und dritten Person Singular stattfinden, um den langen Vokal zu erhalten. Bei den Formen des Plurals („wij/jullie/zij“) ist dies nicht nötig, da diese identisch mit der Grundform des Verbs sind („delen“) und der Vokal in der offenen Silbe de- ohnehin lang ist: „vwij delen“ = „wir teilen“; „jullie delen“ = „ihr teilt“; „zij delen“ = „sie teilen“.
In der folgenden Tabelle haben wir für Sie noch einmal alle Konjugationsformen des Verbs „delen“ im Präsens zusammengefasst:
Bei einer Inversion (Vertauschung der Reihenfolge von Subjekt und Prädikat) in einem Satz mit der 2. Person Singular („jij“) fällt das -t am Verbende weg. Dies ist in Fragesätzen der Fall: