Die Vokalharmonie im Finnischen

Im Finnischen wird zwischen vorderen und hinteren Vokalen unterschieden.

Die hinteren Vokale sind a, o und u und die vorderen Vokale sind ä, ö und y, also im Prinzip die deutsche Umlaute.

Hintere und vordere Vokale nie im selben Wort

Die Vokalharmonie legt fest, welche Vokale in einem Wort vorkommen dürfen.

Nach dem Gesetz der Vokalharmonie dürfen die hinteren Vokale niemals zusammen mit den vorderen Vokalen in einem Wort vorkommen.

Die Vokale e und i sind dabei neutral und können mit allen Vokalen kombiniert werden.

Einteilung der Vokale laut der Vokalharmonie
hintere Vokale neutrale Vokale vordere Vokale
a e ä
o i ö
u
y

Schauen Sie sich dazu die folgenden Beispielwörter an und teilen Sie sie in folgende Gruppen ein: „nur hintere Vokale”, „nur vordere Vokale”, „hintere oder vordere Vokale gemischt mit neutralen Vokalen”:
matkustaa (reisen), myyjä (Verkäufer, -in), nopea (schnell), pyörä (Fahrrad), syödä (essen), täti (Tante), vartalo (Körper), uusi (neu)

Und hier finden Sie die Lösung zu dieser Übung:

Vokale in den Beispielwörtern
nur hintere Vokale gemischt mit neutralen Vokalen nur vordere Vokale
matkustaa (reisen)
nopea (schnell)
vartalo (Körper)
uusi (neu)
täti (Tante)
myyjä (Verkäufer, -in)
prä (Fahrrad)
syödä (essen)

Zu dieser Regel gibt es nur wenige Ausnahmen:

  • In Fremdwörtern können auch Vokalkombinationen vorkommen, die die Vokalharmonie eigentlich nicht zulassen würde(z.B. olympialaiset „die Olympiade”). Oft Sprechen die Finnen diese allerdings auch falsch - also im Sinne der Vokalharmonie richtig - aus: „olympia” wird z.B. „olumpia” gesprochen.
  • In einem zusammengesetzten Wörtern können auch eigentlich nicht zulässige Kombinationen vorkommen. Innerhalb der Wortbausteine stimmt es aber wieder:
    z.B.
    thuone (Arbeitszimmer), tpaikka (Arbeitsplatz), syntymäpaikka (Geburtsort)

Folgen für die Endungen

Deshalb müssen natürlich auch die Endungen an die im Wortstamm enthaltenen Vokale angepasst werden. Dies führt dazu, dass die meisten Endungen zwei Formen haben, wobei der Vokal variiert.
Beispiele:
pullo - pullossa „die Flasche - in der Flasche”
hylly - hyllyssä „das Regal - im Regal”

Wie Sie bereits wissen, sind die Vokale e und i neutral und können deswegen zusammen mit jedem anderen Vokal auftreten. Falls das Wort nur neutrale Vokale enthält, werden für Endung die vorderen Vokale benutzt.
Beispiel:
veri - veressä „das Blut - im Blut”

Bei zusammengesetzten Wörtern richten sich die Endungen und Nachsilben nach dem letzten Bestandteil.
Beispiel:
kirjahylly - kirjahyllyssä „das Buchregal - im Buchregal”

Faustregel:
Kommt im Stamm des Wortes u, o oder a vor, dann muss in der Endung ein hinterer Vokal vorkommen.
Wenn im Stamm kein hinterer Vokal vorkommt, muss die Endung einen vorderen Vokal y, ö oder ä enthalten.

Aus diesem Grund haben alle Endungen, die einen hinteren Vokal enthalten, auch eine Form mit einem vorderen Vokal. Endungen, die nur die neutralen Vokale e und i enthalten, brauchen natürlich nur eine Form.

Vokalharmonie bei den Endungen
hintere Vokale vordere Vokale
Turussa (in Turku) Helsingissä (in Helsinki)
pojalla (beim Jungen) äidillä (bei der Mutter)
hän on lukenut (er/sie hat gelesen) hän on pitänyt (er/sie hat behalten)
he sanovat (sie sagen) he svät (sie essen)

Diese Liste soll Ihnen beispielhaft die Regel verdeutlichen, sie ist aber natürlich nicht vollständig. Wir werden aber in den entsprechenden Kapiteln zu den Fällen, der Beugung der Verben, der Steigerung der Adjektive und vielen weiteren ganz gezielt auf beide Formen eingehen.

Wenn Sie das Gefühl haben, das Kapitel zur Vokalharmonie gut verstanden zu haben, klicken Sie sich weiter zum Stufenwechsel. Dieses lautliche Phänomen betrifft nicht die Vokale sondern die Konsonanten.


 

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