Das
Präteritum bezeichnet eine abgeschlossene Handlung in der
Vergangenheit und im Estnischen ist es die am häufigsten
verwendete Vergangenheitsform.
In
den Lehrwerken zur estnischen Grammatik spricht man meist vom
Imperfekt.
Wie im
Deutschen, werden auch im Estnischen mit dem Präteritum sowohl
vollendete als auch unvollendete Zustände und Handlungen zum
Ausdruck gebracht.
Dies geschieht meistens durch das Anhängen
der Endungen -sin, -sid, -s, -sime, -site
und -sid an den Verbstamm. Wie Sie sehen, ist das Kennzeichen
für das Präteritum -si- (Ausnahme: 3. Ps. Sg. hat
die Endung -s).
Auch hier kann der Stufenwechsel
auftreten.
Eine
Regelmäßigkeit dieses Musters der Vergangenheitsbildung
ist, dass die Formen der 2. Person Singular und 3. Person Plural
gleich sind.
magama
'schlafen'
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Personalpronomen
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Verbform
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Übersetzung
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ma
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magasin
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ich schlief
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sa
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magasid
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du
schliefst
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ta
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magas
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er/sie
schlief
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me
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magasime
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wir
schliefen
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te
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magasite
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ihr
schlieft/Sie schliefen
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nad
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magasid
|
sie
schliefen
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Und hier finden Sie
gleich einige vollständige Beispielsätze:
BEISPIELE
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Te
läksite randa.
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Ihr
ginget zum Strand.
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Peter
andis Petrale musi.
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Peter
gab Petra einen Kuss.
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Jaan
ja Maarika reisisid Indiasse.
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Jaan
und Maarika reisten nach Indien.
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Päike
paistis eredalt.
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Die
Sonne schien sehr stark.
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Lapsed
mängisid hoolimata vanusevahest ilusasti omavahel.
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Die
Kinder spielten trotz des Altersunterschiedes ganz brav
miteinander.
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Im
Unterschied zum Deutschen ist es im Estnischen nicht möglich,
das Tempus vom Präteritum zum Perfekt zu wechseln. Dabei
ändert sich nämlich die Bedeutung im Bezug auf die
angesprochene Zeit.
Mit dem Präteritum im Estnischen werden
kurze Zeitspannen verstanden, mit dem Perfekt geht es um einen
längeren Zeitabstand. Und wenn etwas erst gestern passiert ist,
muss man es im Estnischen mit dem Präteritum wiedergeben, eine
Perfektbildung ist undenkbar.
Um das noch etwas genauer zu erläutern:
im Deutschen können Sie sowohl Ich habe gestern einen Kuchen
gebacken als auch Ich backte gestern einen Kuchen sagen,
die Aussage des Satzes ändert sich nicht. Im Estnischen ist das
nicht so.
BEISPIELE
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Ma
käisin eile kinos.
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Gestern
war ich im Kino./ Gestern bin ich im Kino gewesen.
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Ma
olen kinos käinud.
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Ich
bin (mal) im Kino gewesen.
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Es gibt
eine Ausnahme zu der Regel, dass das Präteritum durch -s-
markiert wird: in verneinten Sätzen.
BEISPIELE
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Ma
ei söönud liha…
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Ich
aß das Steak nicht auf...
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Ma
sõin liha ära.
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Ich
aß das Steak auf.
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Peter
ei jäänud ööseks vanavanemate juurde.
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Peter
blieb nicht bei seinen Großeltern über Nacht.
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Peter
jäi ööseks
vanavanemate juurde.
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Peter
blieb bei seinen Großeltern über Nacht.
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Õnneks
ei löönud välk puusse.
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Zum
Glück schlug der Blitz nicht in den Baum ein!
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Pikne
lõi puusse.
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Der
Blitz schlug in den Baum ein!
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Im
Kapitel zur Verneinung
im Präteritum können Sie mehr dazu erfahren.