Mit wie vielen
Menschen können Sie sich unterhalten, wenn Sie Bosnisch lernen?
Bosnisch
wird von fast drei Millionen Menschen gesprochen, die Mehrheit von
ihnen lebt in Bosnien und Herzegowina (kurz: BiH). Bosnisch ist eine
der drei Amtssprachen in Bosnien und Herzegowina. Daneben sind auch
Kroatisch und Serbisch gleichberechtigte Amtssprachen.
Bosnisch
ist ebenfalls Amtssprache in Montenegro und in Teilen des Kosovos.
Muttersprachler
des Bosnischen können Sie natürlich in Bosnien und
Herzegowina treffen, aber auch in Kroatien, Serbien, Montenegro, im
Kosovo, Albanien, der Türkei, den USA und in allen Staaten
Westeuropas.
Entwicklung
des Bosnischen als slawische Sprache
Die
slawischen Sprachen als Schriftsprachen haben sich während des
9. Jahrhunderts durch einige slawische Herrscher entwickelt, die ihre
Völker in der eigenen Sprache zum christlichen Glauben bekehren
lassen wollten. Dafür holten sie sich Missionare ins Land, die
ein Alphabet entwickeln und die Liturgie übersetzen sollten.
Die bekanntesten dieser Übersetzer waren die Brüder Kyrill
und Method.
Die beiden Slawenapostel haben das glagolitische Alphabet entwickelt,
um für die entstehenden slawischen Sprachen eine eigene und
eigenständige Schrift zu schaffen.
Später,
am Hofe des bulgarischen Königs Boris entstand aus der
griechischen Schrift und einigen glagolitischen Schriftzeichen das
kyrillische Alphabet für die slawischen Sprachen. Diese
Schriftform des Slawischen wurde vor allem für die orthodoxen
Gläubigen wichtig, also für viele der Menschen im heutigen
Serbien. Für den Teil der Bevölkerung, der der katholischen
Kirche anhing, also weitgehend die Menschen, die im heutigen Kroatien
leben, begann das Niederschreiben der Sprache ebenfalls mit dem
Glagolitischen, dieses wurde aber von der lateinischen Schrift
abgelöst. Das lateinische Alphabet wurde dabei aber um einige
Buchstaben aus dem Tschechischen erweitert, zum Beispiel den
Buchstaben š.
Im
20. Jahrhundert war Bosnien Teil des Staatenbundes Jugoslawien, in
dem Serbokroatisch oder auch Kroatoserbisch die offizielle Sprache
war. Nach dem Zerfall Jugoslawiens nach 1991 wurde dann Bosnisch
(bosanski jezik) als Einzel- und Amtssprache der Republik Bosnien und
Herzegowina festgelegt.
Bosnisch:
eine Sprache – mehrere Schriften
Im
Lauf seiner Geschichte wurde das Bosnische in mehreren Alphabeten
niedergeschrieben: Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein war
die Schrift „Bosančica“ zur Niederschrift des
Bosnischen gebräuchlich. Bei dieser Schrift handelt es sich um
eine an die Erfordernisse der Aussprache des Bosnischen angepasste
Variante der kyrillischen Schrift. Das älteste Zeugnis dieser
Schrift finden wir in der Weih-Inschrift einer Steintafel, die im
Örtchen Humac gefunden wurde. Die „Tafel von Humac“
können Sie heute im Museum (das es übrigens schon seit 1884
gibt) des Franziskanerklosters dort besichtigen.
Diese
„Bosančica“ (bosnische Schrift) wurde in Bosnien,
aber auch in Teilen Kroatiens (zum Beispiel in Dalmatien und in der
Gegend um Dubrovnik) verwendet. Im Bosnischen wurde die Bosančica
vor allem von gebildeten Frauen aus adeligem Hause verwendet und galt
später als Frauenschrift.
Auch
gibt es eine, an das Bosnische angepasste Variante der arabischen
Schrift. Manchmal trifft man noch auf Texte, die in dieser arabischen
Schrift verfasst wurden.
Alhamijado
Literatur: Dies ist eine, in orientalischer Sprache verfasste
Literatur, die aber in bosnischer Sprache unter dem Namen „Arebica“
verfasst
wurde. Sie ist mit vielen Turzismen verbunden. Der bekannteste
Vertreter dieser literarischen Bewegung war Mehmed Hevaji Uskufi.
Uskufi
verfasste im 16. Jahrhundert das erste „bosnisch-türkisches
Wörterbuch“.
Sein Wörterbuch gilt als eines der ältesten Wörterbücher
der südslawischen Sprachen.
Heute
wird Bosnisch – wie das Kroatische auch – in der Regel
mit lateinischen Buchstaben zu Papier gebracht. Seltener werden Sie
Texte oder Beschriftungen in kyrillischer Schrift finden.
Im
Folgenden beschreiben wir Ihnen in einem Kapitel die großen
Gemeinsamkeiten und die kleinen Unterschiede
zwischen Bosnisch,
Kroatisch und Serbisch.