Eine kurze Sprachgeschichte des Rumänischen

Bevor Sie in die Grammatik einsteigen, möchten wir Ihnen kurz die wichtigsten Fakten zur Entstehung und Verbreitung des Rumänischen präsentieren.

Verbreitung des Rumänischen
Rumänisch wird von circa 30 Millionen Menschen gesprochen, von denen die meisten in Rumänien und in der Republik Moldawien leben. Rumänisch ist die einzige Amtssprache in Rumänien, obwohl dort auch einige anderssprachige Minderheiten leben. Diese ethnischen Minderheiten sprechen als Muttersprache Ungarisch, Deutsch, Romani, Türkisch, Serbisch oder Bulgarisch.

Die Rumänen wiederum stellen in vielen anderen Staaten eine Minderheit dar, wie zum Beispiel in den Nachbarländern Ukraine, Serbien, Bulgarien und Ungarn. Rumänische Muttersprachler sind auch in viele europäische Länder und nach Übersee ausgewandert.

Rumänisch - eine romanische Sprache
Rumänisch gehört, wie die meisten europäischen Sprachen, zur Sprachfamilie der indo-europäischen Sprachen.

Wie der Name Rumänisch bereits andeutet, wird es zur Untergruppe der romanischen Sprachen gezählt, da es sich ähnlich wie Italienisch, Portugiesisch oder Französisch aus der „Muttersprache“ Latein entwickelt hat. Falls Sie also schon Kenntnisse in einer anderen romanischen Sprache oder in Latein mitbringen, wird Ihnen das sicher Vorteile beim Lernen bringen.

Wie ähnlich die romanischen Sprachen auch heute zum Teil noch sind, erkennt man schnell in der folgenden Tabelle:

1, 2, 3 - in den romanischen Sprachen


eins

zwei

drei

Rumänisch

unu

doi

trei

Spanisch

uno

dos

tres

Portugiesisch

um

dois

três

Französisch

un

deux

trois

Italienisch

uno

due

tre

Wie aber hat sich das Rumänische aus dem Lateinischen entwickelt?
Die Provinz Dakien, das heutige Rumänien, war von 107 n. Chr. bis 271 n. Chr. Teil des römischen Reiches und wurde in dieser relativ kurzen Zeitspanne von 165 Jahren "romanisiert", d.h. die Bevölkerung übernahm die Sprache und die kulturellen Erneuerungen der Römer.

Man darf jedoch nicht vergessen, dass die römischen Soldaten und Statthalter keineswegs klassisches Latein sprachen, sondern eine umgangssprachliche und deshalb vereinfachte Version, das Vulgärlatein. Warum sich das Lateinische trotz der relativ kurzen Besatzungsphase „durchgesetzt"“hat, und nicht wie beispielsweise in Deutschland oder England bis auf einige Ortsnamen keine Spuren in der Sprache hinterließ, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden.

Slawische Einflüsse auf das Rumänische
Rumänisch gehört aber nicht nur zu den romanischen Sprachen, sondern auch zum Sprachbund der sogenannten Balkansprachen, da es natürlich mit den Sprachen der angrenzenden Nachbarstaaten über Jahrhunderte hinweg engen Kontakt hatte und so viele Charakteristika von ihnen übernommen hat.

Wie im restlichen Südosteuropa waren auch in Rumänien nicht etwa Latein, sondern Griechisch und Kirchenslawisch die Kultursprachen. Das bedeutet, dass der Zugang zu Bildung nur über diese Sprachen erfolgen konnte und beispielsweise Gottesdienste auf Kirchenslawisch und nicht auf Rumänisch gehalten wurden. Aus diesem Grund wurde Rumänisch auch bis ins 19. Jahrhundert in kyrillischer Schrift geschrieben.

Im Zuge der Nationalbewegung im 19. Jahrhundert wurde die romanische Herkunft der Sprache mehr betont und die lateinische Schrift wurde als Symbol kultureller Identität eingeführt. Man musste das lateinische Alphabet jedoch um einige Sonderzeichen erweitern, die wir Ihnen im Kapitel zum Alphabet vorstellen werden.

In Moldawien, welches zum Territorium der ehemaligen Sowjetunion gehörte, wurde die kyrillische Schrift erst mit dem Ende der Sowjetära aufgegeben.

Man kann Rumänisch deshalb auch als Sprache mit zweierlei Verwandtschaft bezeichnen: Von der Herkunft her ist Rumänisch eine romanische Sprache, es hat sich aber in engem Kontakt mit den nicht-romanischen Balkansprachen entwickelt.


 

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